Nägel und Köpfe – Der ADC Podcast

Über Typografie

Mit Erik Spiekermann und Friedrich Althausen

Veröffentlicht am 08.12.2021 / 19:44

Anmerkungen

Schrift ist eine Kulturleistung, ein geniales System – und wir Alle nutzen sie. In dieser Episode von „Nägel und Köpfe“ hat unsere Host Petra Neftel zwei Experten der Typografie zu Gast.


Friedrich Althausen ist Illustrator, Kalligraf und Schriftgestalter im Berliner Monotype Studio. Beteiligt an Typoprojekten für große Brands wie auch der Helvetica Now beherrscht er sein Handwerk perfekt und kreiert neue Schriften. Erik Spiekermann ist eine Legende: Einer der bekanntesten deutschen Grafikdesigner, Schriftenentwerfer, Setzer, Drucker, Kunsthistoriker und Autor. Seinen Lehrauftrag hat Erik gerade an den Nagel gehängt, nachdem er Generationen von Gestaltern geprägt hat.


Sprachgewaltig – und inhaltlich nicht in eine Headline zu packen – machen uns die beiden eine ganz neue Welt auf: Form und Gegenform, Optische Größen, das Auge vom kleinen ‚e‘, der Kontrast und Rhythmus von Schrift, variable Fonts und die Frage, ob es das ‚ß‘ auch als Versalie gibt (mögen muss man es deshalb noch lange nicht). Außerdem gibt es DIY-Tipps für Schreibwerkzeug und eine ganze Menge Anekdoten - von Mäusedarm und Katzenhaar bis Rumpelstilzchengefühl.

 

Fast philosophisch wird es, wenn Erik und Friedrich über den Antrieb der Begrenzung sprechen. Es gibt aber auch praktische Antworten: Wie entwirft man Schriften im Team? Wie übersetzt man Schrift in die heutigen, digitalen Zeiten? Und wie schafft man durch Schrift Identität?

 

Auch wenn ihr denken solltet „Special Interest“ – Reinhören!


 

Hier einige Auszüge:

Erik Spiekermann: „Das K-Wort geht mir nicht so leicht von den Lippen. Jedes Keksbacken ist heute schon Kreativität. “
Friedrich Althausen: „Schrift ist die reinste Form von Grafikdesign, es ist nur zweidimensional, es ist nur Form und Gegenform auf einer Fläche, es ist keine Farbe – wenn ich einen Buchstaben zeichne, habe ich nur die schwarze und die weiße Form, […] es geht nicht um Größenhierarchien wie auf einem Plakat beispielsweise – es geht nur um Form und Gegenform. Es ist ziemlich pures Grafikdesign.“
Erik Spiekermann: „Wenn man sich den Werkzeugen hingibt, sie in Kauf nimmt, vielleicht erweitert, dass das ein ganz wesentlicher Parameter unserer Gestaltung ist. Es gibt immer Constraints, ob es der Termin ist, das Budget, der Auftraggeber, der Kunde, der Abnehmer das Werkzeug – hat man nun eines oder keins. Das Problem heute: Der Computer, das Werkzeug kann heute alles.“
Erik Spiekermann: „Helvetica ist wie Weißbrot. Es gibt inzwischen diverse andere Brotsorten, aber sie haben alle Mehl drin – oder Korn. Das hat die Helvetica mit anderen Schriften gemein. Man kann sie jetzt essen und kauen, und hat auch etwas Nahrwert.“
Friedrich Althausen: „Es wird komplex. Es geht dann um die Kollaboration, um die Teamarbeit, um regelmäßige Absprachen Reviews, ausführlich testen, testen, testen – und dann kann da so ein komplexes, hochwertiges Ding draus werden, wie die Helvetica Now.“
Erik Spiekermann: „Ein Mäusedarm raus, ein Katzenhaar rein – man muss es auch fühlen. Heute könnte man sagen, nimm drei Pixel oder Units raus!“

 

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Über den Art Directors Club (ADC)

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